Chronik des Hauses Seiberl

Seit 1891 gibt es das Modehaus Seiberl in Berchtesgaden. Auf dieser Seite wollen wir Ihnen einen kleinen Einblick in die traditionsreiche Geschichte unseres Hauses geben:

Familie Seiberl Der jetzige Inhaber, Karl Seiberl, trat in der 4. Generation 1974 als Geschäftsführer in die Firma ein. Seine Kaufmannsausbildung begann er als Lehrling bei Beck am Rathauseck in München und studierte an der Textilfachschule Nagold Betriebswirtschaft.

1976 bahnte sich durch die Heirat mit der frischgebackenen Keramikmeisterin Lisa Held, aus der Nähe von Landshut, ein Wandel vom Textilhaus zum Modehaus an, noch im gleichen Jahr erfolgte ein weiterer Großumbau. Karl Seiberl IV. engagierte sich wie sein Vater politisch und war bis 2013 Mitglied des Gemeinderates und auch als 2. Bürgermeister von Berchtesgaden tätig.

Von Anfang an arbeitete er aktiv in der 1977 gegründeten Marktgemeinschaft, einem Zusammenschluss von Geschäftsleuten, die sich die bestmögliche Darstellung und Bewerbung des Ortskernes zum Ziel setzten. Dabei entstand, unter anderem, der 1. Berchtesgadener Christkindlmarkt am Schlossplatz. 1982 übernahm Seiberl das Kindermodengeschäft Baumann in Reichenhall, Kaiserplatz 1, das 17 Jahre unter der Regie von Lisa Seiberl geführt wurde. Während die Mutter von zwei Kindern den Einkauf der beiden Häuser übernahm, regelte Karl Seiberl sämtliche Hintergrundarbeiten für beide Läden.

Modehaus Seiberl von aussen Die Kombination von Karl Seiberl „kaufmännisch strukturiert“ und seiner Frau Lisa „kreativ in Einkauf, Präsentation und Verkauf“ bringt den langjährigen wachsenden Erfolg. Mit Geschick und Einfühlungsvermögen verstehen die Seiberls ihre Modehäuser bis über die Landesgrenzen hinaus zu den ersten Adressen in Sachen Mode zu machen. Um dem Anspruch einer optimalen Präsentation gerecht zu werden, erforderte es ständig neue Umbauten. Um die Jahrtausendwende schien sich ein Ende der Kaufmannstradition nach der 4. Generation abzuzeichnen, da die Tochter Katharina nach dem Abitur ein Touristikstudium absolvierte und der Sohn sich für ein Studium der Sportwissenschaften entschied.

Die große geschäftliche Wende kam, als Katharina sich entschloss, doch in den elterlichen Betrieb einzusteigen, um dort die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau anzutreten. Bald entstand die Idee einer Auslagerung der Kinderabteilung, um dem Modeangebot für Damen mehr Platz einzuräumen. 2007 war es soweit, die damals zweifache Mutter, eröffnete unter eigener Regie in 5. Generation das Kindermodengeschäft „Seiberl junior“, das mittlerweile sein 10-jähriges Jubiläum feiern konnte. Auf 200 m2 Ladenfläche findet man eine außergewöhnliche und vielseitige Auswahl an Umstands-, Baby-, Kinder- und Jugendmode. Außerdem Geschenke für Anlässe, wie Geburt, Geburtstag und Schulanfang. Zum Service gehören Babyküche, ein separater, ruhiger Still- und Wickelbereich sowie eine große Spielecke.

Doch nun zurück zu den Anfängen.

Carl Seiberl I. und Luise Seiberl Vor über 125 Jahren gründete der Kaufmann Carl Seiberl, aus Gutau/Oberösterreich die Fa. Seiberl. Er eröffnete im Mai 1891 mit seiner Frau Luise am Marktplatz 111 (jetzt 18) ein Gemischtwarengeschäft.

Schon vier Jahre später zog Carl Seiberl in das Haus Nr. 110. Zwei Verkaufsräume ermöglichten nun ein erweitertes Warenangebot. Im Laden rechts des Eingangs verkaufte Carl Seiberl Kolonialwaren, Spezereien und Tabak, links des Eingangs war Frau Luises Reich. Bei ihr gab es Haus-, Tisch- und Bettwäsche, Teppiche, Stoffe, Trachtenkleider und Pferdedecken zu kaufen.

Im Jahre 1907 konnte Carl Seiberl mit ganz geringem Eigenkapital das Haus Nr. 110 (jetzt 16) erwerben. Es kam der erste Weltkrieg 1914-1918. Krieg, Zusammenbruch und Inflation brachten für das Wirtschafts- und Geschäftsleben schwere Erschütterungen. Zudem verlor Carl Seiberl seine treueste Mitarbeiterin.

Frau Luise starb im Februar 1918. Langsam ging es wieder aufwärts. Die kaufmännische Ausbildung des ältesten Sohnes Karl führte ihn bis nach Genf in der Schweiz. 1921 trat er in die Firma ein und heiratete 1922 Frau Amalie. Carl Seiberl I. kaufte 1927 unter schwierigsten Umständen das Haus Marktplatz 111. Im Jahre 1931 erfolgte die Übergabe der Firma an den Sohn Karl II. und dessen Ehefrau Amalie. Am 27. März 1933 stirbt der Firmengründer. Eine neue Ära begann. Karl Seiberl II. war eine hochangesehene, politisch sehr engagierte Persönlichkeit. Als Bürgermeister von Berchesgaden - er bekleidete das Amt von 1927 bis 1933, dann wählten ihn die Nationalsozialisten ab - kam er auch mit dem Hause Wittelsbach, vornehmlich mit Kronprinz Rupprecht von Bayern, in engeren Kontakt.

Karl Seiberl II und Amalie Seiberl Unter seiner Leitung gedieh das Geschäft, auch Fürsten und Grafen kauften bei Seiberl. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges kam wieder eine dunkle Zeit. Major Karl Seiberl musste an die Front und fiel am 2. September 1941 in Russland. Der Sohn Karl III. befand sich zur Ausbildung bei Oberpaur in Kempten. Er wurde 1943 eingezogen, geriet in Kriegsgefangenschaft und kehrte erst drei Jahre nach Kriegsende heim.

Die ganze Last der Verantwortung lag auf den Schultern von Frau Amalie Seiberl. Mühselig und in ständigem Kampf mit den Behörden baute Frau Amalie das Geschäft wieder auf. Ab 1949 stehen ihr der Sohn Karl III. und die Töchter zur Seite. Frau Amalie arbeitet noch viele Jahre im Geschäft – im August 1974 stirbt sie. 1957 übernimmt Karl III. das väterliche Erbe, unterstützt von Frau Sofie, die er 1951 geheiratet hat. Er ist ein würdiger Nachfolger seines Vaters und diesem gleich an Schaffensfreude, Können und Traditionsbewusstsein, dabei allen Neuerungen aufgeschlossen.

1958 erfolgte der erste große Umbau.
1964 wurde die Schaufensteranlage modernisiert.
Karl Seiberl III. und Sophie Seiberl 1965 geschah der zweite große Umbau mit einem Durchbruch im ersten Stock des Hauses 16 zum Haus 18, Verlegung der beiden Eingänge zu einem Haupteingang, sowie Vergrößerung der Passage.
1969 entstand durch weitere Umbauten im Haus 18 „Seiberl’s Kinderstube“.
1973 erfolgte erneut ein großer Umbau im Erdgeschoss Marktplatz 16. Karl Seiberl III. war 16 Jahre lang Gemein- derat und 12 Jahre im Kreisrat. 1983 wurde er Vorstand der Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins. Die Seele des Geschäftes war Frau Sofie. Sie schenkte zwei Söhnen und vier Töchtern das Leben. Am 13. Juli 1990 schloss sie für immer die Augen – viel zu früh. 2009 stirbt Karl Seiberl III. in der Gewissheit, dass sich die Tradition des Hauses in der 5. Generation mit Katharina Seiberl fortsetzt.